Dechant Molters Abschied

„Mein Leben bei euch war nicht umsonst“

Dechant Alois Molter verabschiedete sich

hw. Dillingen. Nach sechszehnjähriger Amtszeit in Dillingen-Pachten ist der Pfarrer der Pfarrei „St. Maximin“, Dechant Alois Molter, mit Wirkung vom 1. November 1969 in den Ruhestand versetzt. In einem persönlichen Brief hat Bischof Dr. Bernhard Stein die Verfügung der bischöflichen Behörde dem Dechanten im Dekanat Dillingen mitgeteilt und hat mit ehrenvollen Worten die Verdienste Molters sowohl als Dechant wie auch als Pfarrer in seiner 6000 Seelen zählenden Pfarrei gewürdigt.

Dechant Molter wird Pachten in den nächsten Tagen verlassen, um zunächst einmal in seiner Geburtsheimat Kostenbach bei Wadern seinen nicht sonderlich guten Gesundheitszustand aufzubessern. Danach wird er auf Wunsch der bischöflichen Behörde für weitere überpfarrliche Seelsorgearbeit zur Verfügung stehen.

Ihrem scheidenden Pfarrer und Dechanten haben die Pachtener Bürger eine Abschiedsfeierstunde bereitet, die ein überzeugender Beweis dafür war, daß trotz gelegentlicher Mißverständnisse Dechant Molter es verstanden hat, seine Pfarrei zu einer festgefügten Pfarrfamilie zusammenzuführen. In bewundernswerter Geschlossenheit und Offenheit haben die Bürger Pachtens ihren Respekt, ihre Dankbarkeit und Anerkennung für die gerade und aufrechte Haltung ihres Pfarrers in der Stunde seines Abschieds zum Ausdruck gebracht.

Zahlreiche Gäste

Der große Saal der Stadthalle war nahezu bis auf den letzten Platz besetzt, als Pastor Ludwig Müller die Gäste begrüßte. Sein Gruß galt im besonderen dem Dechanten und seiner Schwester Anna Molter, Landrat August Riotte, Bürgermeister Jakobs und den fast vollständig anwesenden Stadtratsmitgliedern, den Vertreter der Schulen, Vereine, der Industrie und des Handwerkes, Pfarrer Wirths von der evangelischen Kirchengemeinde Dillingen und zahlreichen Vertretern der Geistlichkeit des Dekanates. Pastor Müller, letzter Kaplan in St. Maximin unter Dechant Molter, sprach für alle Kapläne, die mit Alois Molter als Pfarrer in der Pfarrei St. Maximin Dienst getan haben. Er bedankte sich beim Dechanten für seine untadelige Haltung gegenüber den Kaplänen, die ihnen immer als Vorbild dienen wird. Fräulein Molter sagte er herzliche Dankesworte für die große Selbstverständlichkeit, mit der die Kapläne im Pfarrhaus aufgenommen und von Fräulein Molter mitversorgt wurden.

Anerkennung und Dank

Für die Pfarrei sprach der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, Alois Sproß, den Dank der Pfarrgemeinde St. Maximin aus. Ohne einen Verdienstkatalog nachweisen zu wollen, bescheinigte er dem Dechanten, daß er seinen Dienst und Auftrag nach Meinung seiner Pfarrkinder sehr ernst genommen und sein ganzes Handeln Tag für Tag unter die Verpflichtung seines Amtes gestellt habe.

Der evangelische Pfarrer Wirths erinnerte sich dankbar daran, daß es Dechant Molter war, der ihm bei Antritt seines Dienstes in der Pfarrei Dillingen Mut zugesprochen und in der Folgezeit immer wieder seine Bereitschaft unter Beweis gestellt habe, nach gemeinsamen Wegen im Dienst der Kirche und der Pfarreien zu suchen.

Für die Schulen sprach Rektor Artur Ratius. Er lobte das ausgezeichnete Verhältnis zwischen Pfarrhaus und Schule, das sich segensreich für die Schulkinder der Pachtener Schulen ausgewirkt habe. Den Lehrer Molter nannte er einen vorbildlichen Kollegen, der als Priester fest und vertrauensvoll zu seiner Sache stand, vor Gott demütig, vor den Menschen stehend wie ein Mann.

Brief des Bischofs

Als Sprecher des Dekanates Dillingen verlas Definitor Josef Jung den an Dechant Molter gerichteten Brief des Bischofs. In vorbildlicher Ordnung habe der Dechant die Dekanatsakten übergeben. Ein Beweis des stark ausgeprägten Verantwortungsgefühls von Dechant Molter, das allen Kapitularen und Priestern im Dekanat Beispiel bleiben werde. Für alle Priester, die aus der Pfarrei St. Maximin hervorgegangen sind, sagte Pastor Porten dem Dechanten herzliche Worte des Dankes und der Anerkennung. Für seine Mitbrüder sei er immer „der alte Fuhrmann“ gewesen, ein guter Freund, bei dem man in schweren Stunden „auspacken“ und wieder neuen Mut schöpfen konnte.

Landrat Riotte bedauerte, beinahe das Gefühl zu haben, „Eindringling“ in der in Einigkeit und Herzlichkeit versammelten Großfamilie zu sein. Für ihn war Dechant Molter ein treuer Diener der Kirche und des Staates. Und wenn mitunter Kritik an einer vermeintlich unnachgiebigen Haltung des Dechanten Molter geübt worden sei, so läge das in dem tiefen Wissen und Bekenntnis des Dechanten zu der von ihm geprägten Glaubenslehre begründet. „Wer im tiefen Glauben handelt, kennt in der entscheidenden Phase keine Kompromisse.“

Zeit gemeinsamer Sorge

Bürgermeister Eduard Jakobs verzichtete nach seinen eigenen Worten darauf, eine Laudation für den scheidenden Dechanten anzustimmen. Täte er das, würde der Pfarrer aus St. Maximin sicher auch den letzten Respekt vor seinem Bürgermeister verlieren. Er (der Bürgermeister d. Red.) und der Dechant würden einander zur Genüge kennen und es röche ein wenig nach „Don Camillo und Peppone“, wenn er die lange Zeit gemeinsamer Sorge und Arbeit überdenke. Daß der Dechant nicht der Untertan des Bürgermeisters wurde und umgekehrt der Bürgermeister nicht in die Rolle eines Kaplans beim Dechanten einzupassen war, sei die Grundlage eines zwar harten, aber ehrlichen Miteinander und Füreinander zum Wohle der Pfarrei als auch der Zivilgemeinde gewesen. Daß der Bürgermeister gelegentlich beim Dechanten in seiner Heimatgemeinde aufkreuzen und zu einem Gläschen Wein bei ihm Einkehr halten würde, sollte „Don Camillo“ nicht verwundern.

Dank für alle Ehrungen

Der Vorsitzende des Heimat- und Verkehrsvereins, Hans Becker, sprach als letzter Gastredner. Auch er verband seine Worte herzlichen Dankes mit den besten Segenswünschen für eine gute Zukunft des Dechanten. Stark beeindruckt von den Worten des Dankes, der Anerkennung und des Respektes, die ihm und seiner Schwester galten, sprach Dechant Molter das Schlußwort der Feierstunde. Er freute und bedankte sich für alle ihm erwiesenen Ehrungen, die ihm um so mehr zu Herzen gingen, weil sich in der heutigen Zeit immer mehr Priester bedrängt fühlten von einer scheinbaren „Frustration“ ihres Berufes, dem „Umsonst“ ihres Wirkens. Dadurch fühle sich sicher der eine oder andere Priester veranlaßt, aus der Verantwortung zu gehen. Diesen Problemen sich zu stellen, verlange eine ungebrochene physische Kraft. Die geistige allein genüge nicht. Dies zu erkennen und danach zu handeln, halte er für gut und vernünftig. Dechant Molter schloß mit den Worten:“ Ich glaube sagen zu dürfen, daß mein Leben bei euch nicht umsonst war. Ich danke meinem Gott immer für euch.“

Damit endete die Abschiedsfeier in der Stadthalle für Dechant Molter, an deren Programmgestaltung der Musikverein Pachten, die Kirchenchöre St. Maximin und Maria Trost sowie ein Kinderchor der Volksschule Pachten in hervorragender Weise mitgewirkt hatten.