Rutter 2018 – Kritik

22. Mai 2018 | 20:26 Uhr
Konzert
Perfekter Chorklang in allen Tonlagen

Zum Jahreskonzert sang der Kirchenchor „Chorklang“ in der renovierten Pfarrkirche St. Maximin Pachten Werke von John Rutter.

Pachten.
Das Ensemble „Chorklang“ aus Dillingen-Pachten begeisterte mit Werken von John Rutter und einer ausgezeichneten Interpretation.
Von Jutta Stamm

Auf überaus großes Publikumsinteresse stieß das Konzert des „Chorklang“, dem Chor von Hans-Martin Rupp aus Pachten. Das frisch renovierte Pachtener Gotteshaus war bis auf den letzten Platz besetzt. Auf dem Programm standen ausschließlich Werke aus der Feder des englischen, noch lebenden Komponisten John Rutter (geboren 1945): das „Requiem“, die „Suite Antique“ und das „Magnificat“. „Rutter ist einer, der stets Visionen hatte“, wie Roland Kunz in seiner lockeren Moderation erläutert.

Das „Requiem aeterna“, das nicht in Trauer versinkt, sondern das Licht und die Hoffnung preist, ist eine Komposition, die sich nicht an den Verlauf der Totenmesse hält, wie sie in der katholischen Liturgie festgelegt ist. Rutter ergänzt sie um Psalm-Texte aus dem liturgischen und katechetischen Buch der anglikanischen Kirche von 1662 und grenzt Teile aus. Rutter widmet das Werk seinem 1984 verstorbenen Vater.

Die etwa 60 Sängerinnen und Sänger bieten nicht nur ein imposantes Bild im Altarraum, sondern zeichnen sich durch schöne Stimmen in allen Lagen, durch perfekte Artikulation und sichere Intonation sowie Linienführung aus. Crescendi und Decrescendi werden so eingesetzt,dass die Dramatik der Werke hörbar wird. Saubere Einsätze und Schlüsse, sicher gesetzte Zäsuren beeindrucken.

Mal singen sie in englischer, mal in lateinischer Sprache. Und vor ihnen sitzt ein äußerst verlässliches und gut intoniertes Orchester aus mehr als 30 Musikern der deutschen Radio-Philharmonie Saarbrücken-Kaiserslautern, das zum „Magnificat“ um weitere Blechbläser und Percussions erweitert wird. Als Gesangssolistin begeistert die US-amerikanische Elizabeth Wiles mit ihrer außergewöhnlich warmen und eindringlichen Stimme. Die technischen Schwierigkeiten dieses Satzes, wie unbequeme Lagenwechsel, meistert die Sopranistin mit Bravour. Ihre Solopassagen berühren ebenso wie ihr harmonisches Miteinander mit den Chorsängern.

Wichtiger Bestandteil von Rutters Werken sind die immer wieder auftretende Mikropolyphonie, sind Dissonanzen, Tonsprünge und Chromatik. Dazu stellt er in den unterschiedlichen sieben Sätzen einzelne Instrumente in den Vordergrund: Mal sind es, wie zu Beginn, Pauke und Harfe, im „Out of the deep“ das Cello, das zum weitgehend homophon geführten Chor die Grundstimmung der Einsamkeit und Verzweiflung, aber auch der Hoffnung, verdeutlicht. Im „Agnus Dei“ ist es die flehende Flöte. Bombastisch erklingt im dritten Teil des Konzerts das festliche „Magnificat“, das als Lobgesang Marias, Textstelle aus
dem Lukas-Evangelium, bekannt ist.

Dem innigen Gesang von Wiles um Barmherzigkeit im „Misericordia“ folgt der dritte von sieben Sätzen: ein „gewalttätiges Stück“ (Kunz), in dem das Orchester alles aufbietet. Hingabe pur ist auch das „Esurientes“, gesungen von Elizabeth Wiles, unterstützt von fortlaufenden Achteln im 12/8-Takt im Orchester – beantwortet vom Chor. Mit hymnischem Alleluja und einem nicht enden wollenden Amen verklingen alle Lobpreisungen.

Zwischen beiden Hauptwerken spielt Martina Scharfe, Mitglied des Chors und Flötistin, die „Suite Antique“ von Rutter. Inspirationsquelle soll ihm die Flötenmusik des 18. Jahrhunderts gewesen sein, insbesondere das fünfte brandenburgische Konzert von Bach. Der barocke Geist, gewürzt mit französischem Einfluss und einem „Touch of Jazz“ in „Waltz“ und „Rondeau“, wird glänzend intoniert und interpretiert von Scharfe auf der Querflöte und Michael Schwedt am Cembalo. Dirigent Rupp, Chor, Orchester und den Solistinnen ein großes Lob für die großartige Leistung.